Das Zimmermannsche Wäldchen.
Infos rund um unseren Wald.
Seit dem Abriss der "Villa Zimmermann" in den 1970er Jahren gab es zahlreiche Überlegungen von Investoren zur Bebauung der ehemaligen Tabakplantage und späteren Parkanlage in Kinderhaus. Die Stadt Münster hat in den vergangenen 50 Jahren jeglichen Bebauungsplänen einen Riegel vorgeschoben und das Zimmermannsche Wäldchen im Flächennutzungsplan als Wald im Sinne des Bundeswaldgesetzes in Verbindung mit dem Landesforstgesetz Nordrhein-Westfalen ausgewiesen.
Villa Zimmermann,
Münster-Kinderhaus, Grevener Straße, Ecke Am Burloh
1903 erbaut, 1971 abgerissen
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Stadt Münster 1950er - 1980er Jahre
Bild: 1968, Hans Hild
© LWL-Medienzentrum für Westfalen
Blühendes Tabakpflanzenfeld
auf dem Gelände Villa Zimmermann
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Erste Deutsche Cigarettentabak-Pflanzung 'Dreizehnlinden'" in Münster-Kinderhaus auf dem Gelände der Villa Zimmermann, Betreiber: Heinrich Schulte Altenroxel (1867-1947) und Wilhelm Zimmermann, undatiert, um 1912. Schulte Altenroxel hatte zuvor eine Plantagenfarm namens "Westfalia" im südafrikanischen Transvaal betrieben.
Kulturorte Westfalens: Heimatmuseum Kinderhaus, Münster
Ortsgeschichtliche Fotografien
Bild: ca. 1912
© LWL-Medienzentrum für Westfalen
Trockenboden im Tabak-Lagerhaus Villa Zimmermann
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Stadt Münster 1950er - 1980er Jahre
Bild: ca. 1912
© LWL-Medienzentrum für Westfalen
Schutz des Waldes und der Grünflächen in Kinderhaus
Die Stadt Münster führte in der Begründung zum Bebauungsplan Nr. 406 im Jahr 1995 viele Argumente gegen jegliche Art von Bebauung des Grundstücks an, die heute mehr denn je gelten:
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Verkehrstechnisch ist das Grundstück nicht sinnvoll erschließbar, da sowohl eine Erschließung (Zu- und Abfahrt) über die vielbefahrene Grevener Straße als auch über den Burloh (Zufahrt) zu unzumutbaren Lärmbelastungen und Immissionen für die Anwohner führen würde.
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Das Zimmermannsche Wäldchen hat eine wichtige Bedeutung für das Mikroklima im Stadtteil Kinderhaus, den Immissionsschutz sowie für den Biotop- und Artenschutz.
Verkehrstechnische Gründe gegen eine Bebauung
Im Bebauungsplan aus dem Jahr 1996 wird ausgeführt, dass das Grundstück für eine Bebauung nicht sinnvoll erschließbar ist. Eine Zufahrt über die Straße Am Burloh vor dem Kreuzungsbereich Grevener Straße/Am Burloh, einer zentralen Verkehrsachse im Norden von Münster, verbiete sich, da der Verkehr vor dem Kreuzungsbereich - heute mehr denn je - zu den Stoßzeiten bis weit ins Zentrum von Kinderhaus staut. Eine Zu- und Abfahrt über die Grevener Straße würde nochmals zusätzliche Verkehrsbelastung für diesen vielbefahrenen Zubringer in Richtung Stadtmitte bedeuten und zu erheblichen Immissionen und Lärmbelastungen für die Anwohner führen.
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Details zu katastrophalen verkehrstechnischen Folgen einer Bebauung des Waldgrundstückes – vom Rückstau quer durch Kinderhaus bis zum Wegfall von vielen Anwohnerparkplätzen rund um das Zimmermannsche Wäldchen - finden Sie in der Präsentation, die wir auf der Bürgerversammlung am 26. Februar 2023 gezeigt haben.
© Westfälische Nachrichten
Mikroklima, Immissionsschutz sowie Biotop- und Artenschutz
Die Stadt Münster und die zuständige Forstbehörde führten bereits vor 30 Jahren die Bedeutung des Zimmermannschen Wäldchens für das Mikroklima und den Immissionsschutz im Stadtteil Kinderhaus als Argument gegen eine Bebauung an. Kinderhaus ist "ein ausgedehnter Besiedlungsschwerpunkt mit zum Teil überdurchschnittlicher hoher Verkehrsdichte, infolgedessen Luftverunreinigungen und Lärm zu einer ernstzunehmenden Belastung für Mensch und Umwelt gerade rund um den Kreuzungsbereich Grevener Straße / Am Burloh geworden sind". Waldflächen mit Immissionsschutzfunktion schützen daher insbesondere die Wohnbebauung rund um den Wald durch Minderung schädlicher oder belästigender Immissionen, wie Luftverunreinigungen und Lärm. Auch weist der Wald nach Einschätzung der Landesforstbehörde eine erhebliche Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz auf. Der alte Baumbestand und Alt- und Totholz bieten Lebensraum für Höhlenbrüter und andere Tierarten.
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Fazit
Insbesondere in den vergangenen Jahren haben innerstädtische Grünflächen an Bedeutung für die klimatische Lebensqualität gewonnen. Der Wald „der ehemaligen Villa Zimmermann erfüllt im Wesentlichen kleinklimatisch positive Funktionen sowie die Funktion des Sicht- und Immissionsschutzes für unmittelbar angrenzende Wohnbereiche gegenüber den Hauptverkehrsstraßen."
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Gemeinsam engagiert für den Erhalt des Waldes
In den vergangenen Jahrzehnten haben Investoren wie z. B. die Neue Heimat wiederholt erfolglos versucht, das Grundstück zu bebauen. Anwohner, Bürgerinnen und Bürger aus Kinderhaus, alle politischen Parteien im Stadtteil Kinderhaus und die zuständige Forstbehörde waren sich stets einig, das Zimmermannsche Wäldchen zu erhalten, es zu schützen und sich für eine Wiederaufforstung dieser grünen innerstädtischen Lunge einzusetzen.
Diese Position wurde auch von der Oberbürgermeisterin / den Oberbürgermeistern der Stadt Münster – unabhängig welcher Partei sie angehörten – regelmäßig unterstrichen. So war 1996 die SPD-Oberbürgermeisterin Marion Tüns verantwortlich für die vorstehend beschriebene Ablehnung von Bebauungsplänen (Schreiben von Marion Tüns vom 13. Februar 1996).
Im April 2009 stellte das Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Verkehrsplanung im Auftrag des damaligen CDU-Oberbürgermeisters Dr. Tillmann klar: „Angesichts übereinstimmender planerischer Zielaussagen im Flächennutzungs-plan der Stadt und im Bebauungsplan („Waldfläche“) sowie des landschaftsökologischen Wertes der Fläche, sehe ich für eine Bebauungsplanänderung und die Aufgabe der Schutzabsichten für den Wald, allerdings keine Perspektive.“
Aktuell betont auch der CDU-Oberbürgermeister Markus Lewe in einem Schreiben an einen Anwohner des Zimmermannschen Wäldchens, „dass die Stadt am Fortbestand des Waldes festhält …“ (Antwortschreiben_OB StadtMS Bürgeranregung zum Wald Februar 2022).
Stroetmann plant ein riesiges Bauvorhaben auf dem Waldgrundstück
Die Firma Stroetmann, die u.a. Edeka-Märkte baut und betreibt, hat vor einigen Jahren das Waldgrundstück erworben. Das Grundstück ist nach Aussage von Max Stroetmann, Geschäftsführer des Unternehmens, ein exzellenter Standort für einen Edeka-Markt. Das Grundstück liegt an zentralen Verkehrsachsen im Norden von Münster. Ein dort errichteter Edeka-Supermarkt lade damit insbesondere den Durchgangsverkehr aus dem Umland von Münster bzw. aus anderen Stadtteilen (Coerde oder Sprakel) zum Einkauf ein. Max Stroetmann hat gegenüber Vertretern unserer Initiative im Januar 2023 in einem persönlichen Gespräch unterstrichen, dass sein Unternehmen einen „langen Atem“ hinsichtlich der Umsetzung der Baupläne habe. Daher störe es auch nicht, dass das Grundstück seit mehreren Jahrzehnten im Bebauungsplan der Stadt Münster als Waldfläche ausgewiesen sei.
Rodungsarbeiten und fehlende Wiederaufforstung
Bei Rodungsarbeiten im Wald, die von der Firma Stroetmann in Auftrag gegeben wurden, sind in den vergangenen Jahren bereits viele gesunde und erhaltenswerte Bäume gefällt worden. Eine Wiederaufforstung der abgeholzten Waldflächen findet durch den Investor Stroetmann nicht statt. Der Waldboden wird an vielen Stellen systematisch durch Nutzung schwerer Maschinen verdichtet, so dass sich neue Bäume auf natürlichem Weg nicht selbst ausbreiten können.
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Drohnenbilder vom 25.12.2021 zeigen die Auswirkungen der Rodungsarbeiten und ein Artikel der Westfälischen Nachrichten vom 6.1.2022 berichtet über den Protest der Anwohner gegen das Bauprojekt.
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Systematische Zerstörung des Waldes
Aus unserer Sicht versucht die Firma Stroetmann systematisch und seit Jahren den intakten Wald in eine Brachfläche zu verwandeln, um Fakten für eine Änderung des Bebauungsplans zu schaffen. Dabei ist sich das Unternehmen nicht zu schade, sowohl die Anwohner wie aber auch die Stadt Münster, bis hin zum Oberbürgermeister zu ihren wahren Absichten hinters Licht zu führen.
Anwohner fordern Stopp der Rodungen
Die Anwohner des Waldes haben die Firma Stroetmann im Dezember 2021 wegen der Fällung gesunder Bäume und der Bodenverdichtung durch schwere Maschinen angeschrieben.
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„Nach Rücksprache mit dem zuständigen Revierförster Jörn Stanke kommen wir zu dem Schluss, dass die Fällaktion nicht dem Zweck der Hege und Pflege des Baumbestandes diente. Vielmehr glauben wir, dass der Baumbestand bewusst beschädigt und dezimiert wurde, um dem Flurstück Nr. 590 die Waldeigenschaft zu nehmen. Dieses Flurstück ist als „Wald“ ausgewiesen!
Wir fordern Sie auf, als Eigentümer dieses Wald-Grundstücks Ihren Verpflichtungen zur Hege und Pflege des Waldes nachzukommen.
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Verzichten Sie auf das unnötige Fällen gesunder Bäume.
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Verzichten Sie auf die unnötige Zerstörung der nachwachsenden Bäume.
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Sorgen Sie für eine Wiederaufforstung der Kahlstellen.
Wir werden die Zerstörung des Wäldchens anhand von Fotos und Drohnenaufnahmen
dokumentieren und alle legalen Wege nutzen, um der Zerstörung Einhalt zu gebieten.“
Lichtung nach Rodungsarbeiten
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Bild: 04/2023
© Pro Zimmermannsches Wäldchen
Reaktionen der Firma Stroetmann und der Stadt Münster
Am 14. Januar 2022 antwortete die Firma Stroetmann den Anwohnern: „Es gab und gibt keine Anordnungen unsererseits, den Charakter des Geländes zu verändern." (Antwortschreiben Firma Stroetmann an Anwohner Januar 2022).
Auch die Stadt Münster reagierte im Januar / Februar 2022 auf den Hinweis der Anwohner des Zimmermannschen Wäldchens und sprach die Firma Stroetmann auf die Rodungsarbeiten an. Die Firma Stroetmann behauptete noch im Februar 2022 gegen der Stadt Münster, „… keine Veränderungsabsichten zu haben.“ Antwortschreiben Stadt Münster Februar 2022
Die Anwohner, die Politik im Stadtteil Kinderhaus und auch der Oberbürgermeister der Stadt Münster durften also im Februar 2022 davon ausgehen, dass die Fa. Stroetmann künftig ihren Pflichten als Waldeigentümer zur Hege und Pflege des Waldes nachkommt wird und zu ihrem Wort steht, den Waldcharakter nicht zu verändern.
Stroetmann stellt im Dezember 2022 umfassende Baupläne vor
Was die Firma Stroetmann aber tatsächlich mit dem Grundstück vorhat, verkündete Max Stroetmann am 10. Dezember 2022 in den WN: Geplant ist der Bau eines riesigen Edeka, von mehrgeschossigen Wohneinheiten, einer Kita und einer Gastronomie mit angeschlossenem Biergarten auf der Fläche des Zimmermannschen Wäldchens.
Über die konkreten Bauplanungen der Firma Stroetmann, die Auswirkungen für die Menschen im Stadtteil Kinderhaus, die Haltung der politischen Parteien dazu und das Engagement der Initiative Pro Zimmermannsches Wäldchen gegen die geplante Zerstörung des Waldes können Sie sich auf der Seite „Unsere Ziele“ informieren.